Die Anlage “ Landhandel Traugott Trödel & Sohn KG“ in Gn15

Historie

Traugott Trödel hatte irgendwie Glück in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Seine Familie hinterließ ihm ein großes Grundstück mit gut erhaltenem Gebäudebestand, die Nachfrage nach allerlei Produkten für die Landwirtschaft und den täglichen Bedarf war hoch und es gab nicht viele Händler mit seinen Beziehungen zu den Herstellern.
So ergab es sich, daß seine kleine Firma einen sehr guten Aufschwung nahm. Um die Aufträge auch zufriedenstellend ausführen zu können, waren seine drei alten Mitarbeiter unentbehrlich und als dann noch sein Sohn mit einstieg, war das Glück vollkommen. Nunmehr konnte seine Firma den Namen

Traugott Trödel & Sohn KG

tragen. Die Kommanditisten waren weitere Familienmitglieder und dies erleichterte die Entscheidungen zu Gunsten der Firma immens.

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Der Bahnanschluß war auch gesichert, da die Fernstrecke Ostsee – Hauptstadt direkt vorbei ging. Um aus dem Hafen und und von der Hauptbahn die Waren schnell und kostengünstig zu seiner Niederlassung transportieren zu können, hatte schon der Vater von Traugott mit anderen Firmen zusammen eine Feldbahn in „Minimalspurweite“ errichten lassen. Diese wurde nach und nach erweitert, so daß ein richtiges kleines Netz entstand. Hauptaufgabe war natürlich der Transport von Waren für den Landhandel und die im Ort vorhandenen Firmen, jedoch wurde mit zunehmender Entfernung der Firmen von Hafen und Bahnhof ein kleiner Personenverkehr immer interessanter.
Der Vorteil solcher Feldbahnen ist die Möglichkeit, viele Dinge im Eigenbau herzustellen. Deshalb hat sich auch in der Nähe die „Mecklenburger-Feldbahn-Manufaktur“ angesiedelt. Diese lieferte in bester Qualität robuste Loren, Wagen und Kleinlokomotiven.
Idee

Im Laufe der Modellbahnzeit häuft sich so manches an. Dazu gehören immer wieder Gleise und Weichen, die bei einigen Projekten übrig blieben. So ging es mir auch mit H0-Material. Eine Weiche und ein paar Flexgleise von PILZ wurden auf eine alte Preßspantür genagelt, um H0-Fahrzteuge zu testen und gleichzeitig deren Kurvenläufigkeit zu beobachten. Als dann die Idee eine kleine Gn15-Dioramaanlage zu bauen immer mehr Gestalt annahm, erinnerte ich mich dieses Teils, welches nun Ausgangspunkt einer Mini-Gn15-Anlage wurde. Der Vorteil solch einer Spurweite ist, daß mit dem großen Fundus von Bauteilen aus dem H0-Bereich, aber im Maßstab 1:22,5 gearbeitet werden kann.

Traugott I Gleisplan

Motiv

Das Motiv war schnell nach dem Studium diverser Feldbahnbücher gefunden. Da die Kleinheit der Anlage nur wenige Gebäude zuließ und das „Drumherum“ wesentlich zum Charakter der Anlage beitragen sollte, wurde der „Landhandel“ gewählt. Hier wird alles an Produkten gehandelt, die in Kartons, Fässern, Kisten, Flaschen und auf Paletten sind. Manchmal gibt es auch noch etwas Kohle, Bretter oder Kies. Damit waren die Transportaufgaben der Feldbahn auch klar, das Lager möglichst ständig mit neuen Waren zu versorgen.
Die Anlage mußte also so konzipiert werden, daß sie das Diorama gut ausfüllte, ohne es zu überladen und es durfte auch nicht zu „englisch“ aussehen. Als Mitglied der „Arbeitsgemeinschaft Mecklenburgische Eisenbahnen“ standen mir Freunde mit Rat und Tat zur Seite und da ich mich seit über 40 Jahren mit Feldbahnen beschäftige, gab es unzählige Fotos und Literatur zum Vorbildstudium.

Grundplatte

Die Grundplatte besteht aus einer alten Preßspantür einer ehemaligen Schrankwand mit den Maßen 50×75 cm. An die Außenseiten wurden jeweils Leisten mit 2cm Dicke geklebt, so daß die Anlage dann 50x79cm groß wurde. An den Seiten wurden 12mm Sperrholzplatten mit 50cm Höhe angeschraubt. Die Rückwand besteht aus dem gleichen Material, ist aber wegen der besseren Erreichbarkeit der Fahrzeuge von hinten mit Eingriffen versehen.
Die Seiten bekamen einen Anstrich einer taubenblauen Farbe „Achat“ S 1020 R90B. Die Rückwand wurde ebenfalls mit taubenblauer Acrylfarbe gestrichen. Auf „Wolken“ oder ähnlichen malerischen Besonderheiten wurde verzichtet, um nicht von den Themen auf der Anlage abzulenken.

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Gleismaterial

Das Gleismaterial kommt von PILZ und ist PILZ-Profi-Line mit 1,9mm Profilhöhe. Da der größte Teil des Gleismaterials eingesandet werden sollte, wurden auch keine Schwellen entfernt.

Rollendes Material

Die Baugröße Gn15 macht es möglich, diverse Teile von H0 zu verwenden. Dies wirkt sich besonders auf die Lauffähigkeit der Modelle aus. So haben sich verschiedene Hersteller bewährt.
Die Fahrzeuge mußten robust und funktionell sein. Somit war die Devise: Die Form folgt der Funktion. Da es keine riesigen Kosten bereitete Sonderfahrzeuge anzufertigen, entstanden die unterschiedlichsten Loren und Wagons. Ausgangspunkt waren einige Produkte von Sideline. Nach Vorbildfotos entstand ein vierachsiger Wagen nach dem Flachwagen der Papierfabrik Lauter. Da Feldbahnen immer viele Wagen des gleichen Typs besitzen, wurde eine Kleinserie von Flachwagen nach Vorbild der Papierfabrik Lauter als Resin-Bausatz aufgelegt. Es gibt zwei Typen, mit hoher und mit niedriger Stirnwand. Die weiteren Aufbauten entstanden aus unterschiedlichsten Materialien. Alle Wagen sind beladen.

Hier mal einige Beispiele, was man aus dem Grundmodell „Flachwagen“ alles machen kann.

Flachwagen3

Flachwagen 3

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Da die Geräte Wind und Wetter ausgesetzt sind, haben sie oft Rost angesetzt. Die „Verrostung“ wurde mittels des „Instant Rust Set“ der Firma Triangle Coatings aus den USA durchgeführt.
Loks

Die Feldbahnloks für Gn15 sind alle Eigenbau. Die Dieselloks wurden im Laufe der Jahre immer weiter aufgerüstet. Halterungen für Hebezeuge, Spaten oder Ketten wurden entweder genietet, oder auch geschweißt angebracht.
Für die Fahrgestelle eignet sich besonders Fleischmann Magic Train, da neben der Stromabnahme über die Räder zusätzliche Kontaktschleifer eine permanente Stromabnahme möglich machen. Dies ist besonders für den Digitalbetrieb von besonderer Wichtigkeit, da bei Kontaktunterbrechung der digitale Start immer wieder von vorn beginnt. Ebenfalls wurde das Fahrwerk der Fleischmann „Anna“ verwendet, welches sich besonders im Dauerbetrieb bewährte. Auch Hornby kam zum Einsatz. Wichtig war nur die exzellente Kurvenläufigkeit bei einem Radius von kleiner 20cm. Die Aufbauten entstanden aus diversen Materialien. Geklebt wurde vorwiegend mittels Sekundenkleber. Kupplungen, Puffer und weitere immer wieder gebrauchte Kleinteile wurden mittels Resin in Serie hergestellt.

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Hochbauten
Die Hochbauten entstanden aus Sperrholz und diversen Leisten. Zurüstteile, die ich auf Modellbahnausstellungen so nach und nach zusammentrug, vervollständigen das Gesamtbild. Als Frontflächen wurde ein selbst gedrucktes Ziegelpapier verwendet. Dies entstand aus Originalaufnahmen und wurde dann mittels CorelDraw bearbeitet und auf A3 mit dem Laserdrucker ausgedruckt. Gleichfalls wurden die Türen vom Original abfotografiert und im Rechner auf den Maßstab gebracht. Die Pappdächer sind grobes Sandpapier.
Der Schuppen entstand aus Wellpappe für das Dach und Hölzer für die Ständer und anderen Verstrebungen. Die oberste Schicht der Wellpappe wurde abgezogen, eventuelle Papierreste mit dem Cuttermesser und Sandpapier entfernt. Damit sich die Pappe beim Streichen nicht verzieht, wurden unterseitig Hölzer als Rahmen aufgeklebt. Dann erfolgte der zweimalige Anstrich mit Acrylfarbe. Zuletzt wurde die Wellblechimitation mittels Rostfarbe nachbehandelt und dann feinkörniges Streumehl in verschiedenen Grüntönen aufgestreut. Alles wurde wieder mit verdünntem Holzkaltleim fixiert.
Die diversen Geländer entstanden aus verschiedenen starkem Kupferkabel.

Leipzig Februar 2012 028

Landschafsgestaltung

Pflaster
Das Pflaster wurde in eine Masse aus Gips, Fliesenkleber, Quarzsand und Weißleim, dies alles mit Wasser gießfähig vermischt, hergestellt. Vorher wurden verzinkte Nägel in die Platte genagelt, welche ca. 1-2mm raus standen. Damit verringert sich die Möglichkeit, daß sich die „Pflastermasse löst. Nachdem alles schön glatt gestrichen war, wurden die Fugen eingeritzt. Dies ist eine besonders langwierige Prozedur, da manche Fugen oft 3-mal geritzt werden mußten. Wen die Masse trocken ist, so kann man diese zur besseren Bearbeitung wieder befeuchten.
Die Farbgebung erfolgte bei der trockenen und geritzten Masse durch das mehrfache Auftragen verdünnter Farbe. Dazu verwende ich immer die Waschlösung, welche ich zur Pinselreinigung verwende. Universalverdünnung mit Farbresten unterschiedlicher Farbe, vor allen Dingen der Revell-Farben.
„Stark verschmutzte“ Flächen werden öfter behandelt. Immer wieder zwischendurch eine Nacht trocknen lassen.
In die Fugen kommt fein gemahlenes Streumaterial. Als Kleber wieder Weißleim mit Wasser verdünnt und etwas Spülmittel als Zusatz.
Bäume/ Natur
Als Blickfang wurde ein zentraler Baum gesetzt. Dieser entstand aus einer Weide. Hier kann man bei Spaziergängen die unterschiedlichsten Formen finden. Nicht gleich den ersten besten absägen, sondern immer wieder neue Möglichkeiten finden. Der Baum stellt einen Ahorn dar und wird mittels Ästen aus gedrehtem Draht ergänzt. Da so die beginnende Herbstzeit dargestellt wird, wurden Blätter von „Plus-Modell“ angeklebt.
Um die Standwurzeln nicht nachbilden zu müssen, wurde an der einen Seite der Haufen mit Holzscheite und auf der anderen Seite ein Kohlehaufen angelegt.
An der Seite wurde ein weiterer Baum im Halbrelief gestaltet, der eine Eiche darstellt. Die typische rissige Borke haben Holunderbüsche im Alter von 8 bis 10 Jahren.

Grünanlagen
Alles wurden mit verschiedenen Streumaterialien der bekannten Hersteller beklebt. Die Gebüsche im Hintergrund bestehen aus abgestorbenem Heidekraut, wie gesagt Herbststimmung. Darunter wurde der Wildwuchs mittels unterschiedlichen Moosen und Flechten nachgestaltet.
Fahrbetrieb

Die Anlage ist vorwiegend für einen reinen Kreisverkehr zum Test von Selbstbaumodellen und bei Ausstellungen eingerichtet. Kleine Rangierarbeiten können bei der Versorgung des Anschlußgleises ausgeführt werden. Nach dem Test auf einer Ausstellung wurde eine weitere Weiche im verdeckten Teil eingebaut, welche zu einem Fiddle Yard führt, auf der 3 Zuggarnituren bereitgestellt werden können. Da die Wagen der Züge alle mittels Kuppeleisen und Splinte verbunden sind, bleiben diese immer fest zusammen. Um richtig Rangieren zu können, ist die Anlage zu klein und kann nur von oben oder von vorn erreicht werden.
Fazit

So klein wie die Anlage auch ist, sie war mein erster Test in der Baugröße Gn15. Da die Vorbilder schon lange nicht mehr existieren und es auch kaum Fotos von Feldbahnen unter 500mm gibt, muß man seine Arbeiten an die nächst größere Spurweite 500mm orientieren. Eine Kombination aus heute noch existierendem Vorbild und eigener Kreativität kommen früheren Feldbahnnetzen um 400mm wie z.B. im Bereich Ibbenbühren, sehr nahe. Der Bau einer weiteren Gn15-Anlage ist geplant.

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